Geprägt von der Mutter, unterstützt vom Vater, begann Marianne schon in der Kindheit mit dem Malen. Die sich abzeichnende Begabung führte 1947 vom Gymnasium in die neu gegründete Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken. Mit Wissensdurst und Begeisterung wurde neben der Grundausbildung das Verständnis für die moderne Malerei geweckt. Diese neue Sicht der Dinge formte Persönlichkeit und somit auch Seh- und Arbeitsweise der Künstlerin. Die naive Auffassung in der Gestaltung ihrer Bilder stand schon bald im Widerspruch zur krassen Realität. Schluchten wurden aufgerissen, die zu überwinden waren, und die in der bildnerischen Gestaltung zum Ausdruck kamen. Ein Beispiel hierfür zeigt die "Gratwanderung/ Gut und Böse", die Darstellung eines Menschen, der mit schwerer Last beladen, sich auf einer Grenze bewegt und die offenen, fragenden Hände sagen: wohin soll ich mich wenden, schicksalsschwere Darstellung, daneben aber das fröhliche "Kind auf Pferd". Nach Abschluss des dreijährigen Studiums in der Meisterklasse für Malerei erhielt sie ein Stipendium für ein Jahr in Paris. Dort bildete sie sich an der Grande Chaumière und bei den großen Meistern Zadkine, Lèger und André L'hôte weiter. Mit den erworbenen Kenntnissen kehrte sie nach Hause zurück, um diese und insbesondere ihre Liebe zur Farbe mit der ihr eigenen Ausdruckskraft in der Glasmalerei umzusetzen. Nach einer praktischen Ausbildung gestaltete sie Glasfenster in öffentlichen, sakralen und privaten Gebäuden, die sie in aller Regel vom Entwurf bis zum Einbau ausführte. Als Beispiele seien die neu erbauten Kirchen in Alschbach und Lautzkirchen erwähnt. Himmelsrichtung, in der die Fenster angeordnet sind, Inhalt und Ausdrucksweise dieser Glasgemälde verlangten eine künstlerische und eine architektonische Vorstellungskraft. Gewänder, Gesichter und Gegenstände werden mosaikartig in Bleiruten gefasst. Eine Bemalung der Scheiben entfällt; so wird eine beondere Farbigkeit erziehlt. Auftraggeber Pfarrer Peter, ein Kenner der Glasmalerei, verglich die Farbenfreudigkeit ihrer Fenster mit denen von Chartres. Sie fand daneben immer wieder Zeit, um ihre Ideen auf Leinwand zu bringen. Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zeigten ihre Arbeiten. Ein Höhepunkt im Schaffen der Malerin war der Aufenthalt 1989 in einem Kunstzentrum in Séguret in der Provence, ermöglicht durch ein Stipendium der saarländischen Landesregierung. Von hier brachte sie eine Serie von Bildern mit, die die Seele der Provence atmen. Ab 1989 folgten zehn Jahre, in denen krankheitsbedingt fast jede künstlerische Fertigkeit daniederlag. In diese Zeit fiel das Restaurieren von Möbeln und das Gestalten von 2 Lokalen. Halt fand sie in ihrer Familie, den 6 Kindern und 8 Enkelkindern. Ein weiteres Beispiel ihrer Vielseitigkeit zeigte sich auch in einer Reihe von Stelen, welche die Mode des 19. und 20. Jahrhunderts darstellten und die Marianne Aatz anlässlich der 750-Jahrfeier von Saarlouis gefertigt und in der Innenstadt ausgestellt hat. Etwa ab dem Jahr 2000 bricht die Schaffenskraft wieder aus ihr hervor. Es sind Bilder entstanden, wie wir sie von ihr kennen, aber mit einer weiteren, erfahreneren Sichtweise. Die Themen sind sehr vielfältig: Tiere, Menschen, mit Vorliebe Kinder, Landschaften, Stilleben und gegenstandslose Darstellungen. In vielen ihrer Bilder spürt man den Hang zum Mystischen und Märchenhaften. In der ihr eigenen Farb- und Formensprache drücken insbesondere die Gesichter und Haltungen der Personen ihre Besonderheiten und Reize aus. Marianne Aatz fühlt sich jetzt und hoffentlich auch noch längere Zeit in der Lage, weiterhin künstlerisch tätig zu sein.